Ein speziell für Dünnglas entwickelter Schneidkopf, bei dem der Druck auf das Glas immer konstant bleibt, ein fahrerloses Transportsystem, eine platzsparende Anlage zur Aufbereitung von Prozesswasser und ein Gerät, mit dem sich Glasscheiben einfach und schnell transportieren und installieren lassen. Das sind, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mitteilt, nur einige der Highlights, die deutsche Glasmaschinenhersteller auf der glasstec in Düsseldorf zeigen werden.
Ralf Ackermann ist Vertriebsleiter der Bohle AG. "Wir sind", sagt er, "seit fast 95 Jahren ein produzierendes Unternehmen. Mittlerweile haben wir zwar auch ein umfangreiches Handelssortiment aufgebaut, entwickeln und produzieren aber bis heute selbst. Und zwar vor Ort, hier in Deutschland." Bei Handwerkzeugen für die Glasbearbeitung ist das Unternehmen Weltmarktführer und auch bei Maschinen und Geräten für das Handwerk sowie zunehmend die Glasindustrie hat es sich eine beachtliche Position erarbeitet. Auf der glasstec wird die Bohle AG in Halle 9 auf etwa 1000 Quadratmetern Fläche ihre neuesten Produkte und Dienstleistungen präsentieren. Darunter der Sedimentor 1.0, eine Anlage zur Aufbereitung von Prozesswasser. Sie bietet einen Wasserdurchsatz von etwa 150 Litern in der Minute, eine Füllmenge von 1000 Litern und eine Reinigungsleistung von bis zu 3,5 Kilogramm pro Stunde. Gegenüber dem Vorgängermodell habe man die Anlage, wie Ackermann sagt, nicht nur kompakter und damit platzsparender gestaltet. "Wir konnten die benötigte Stellfläche um circa 30 Prozent verringern." Bei gleicher Leistung und vereinfachter Handhabung sei es auch gelungen, die Fertigungskosten zu senken. Und das gebe man "in Form niedriger Preise an die Kunden weiter". Der Einsatzbereich der in drei Größenklassen verfügbaren Bohle-Sedimentoren ist verhältnismäßig groß. Sie können an die Wassertanks von Glasbearbeitungsmaschinen oder ganze Produktionslinien angeschlossen werden, eignen sich für CNC-Maschinen, Siebdruckmaschinen bei Verwendung keramischer Farben und auch für Kratzerförderer. Das ständig saubere Wasser sorgt unter anderem für weniger Korrosion bei den Bearbeitungsmaschinen, höhere Werkzeugstandzeiten und letztlich für mehr Produktivität. Außerdem müssen die Tanks nicht mehr ständig gereinigt werden. Ackermann: "Die Kosten für die Anlage haben sich im Durchschnitt in etwa einem dreiviertel Jahr amortisiert. Ab dann verdient der Kunde."
Liftmaster sorgt für viel Arbeitserleichterung
Neben dem Sedimentor 1.0 zeigt die Bohle AG auch den Liftmaster B1, ein Gerät, mit dem sich Glaseinheiten bis zu Diagonalen von 3.50 Meter und einem Gewicht von 180 Kilogramm kinderleicht manuell transportieren und installieren lassen. Mit einer Länge von 1,20 Metern und eingefahrenen Achsen gerade einmal 80 Zentimeter breit, passt es praktisch durch jede Tür. Um die Standfestigkeit zu erhöhen, ist die Spur bis auf 1,1 Meter ausfahrbar. Die an einem ebenfalls ausfahrbaren Mast mit einer Schnellkoppelung befestigte Vakuum-Hebeanlage wird serienmäßig mitgeliefert. Sie kann bei Bedarf auch einzeln erworben und separat an einem Kran verwendet werden. Nötig dafür ist lediglich ein optional erhältlicher Hebearm, an dem die Anlage befestigt und aufgehängt wird. Und noch einen Vorteil bietet der Liftmaster: Er besteht aus lediglich fünf Bauteilen, die sich nicht nur bequem in praktisch jedem Kombi transportieren lassen. Ihn zusammen- oder auseinanderzubauen dauert schon nach kurzer Eingewöhnungszeit kaum mehr als drei Minuten. Ackermann: "Das Gerät ist flexibel einsetzbar und sorgt insbesondere bei schweren und unhandlichen Glaseinheiten für eine enorme Arbeitserleichterung."
Neuer Schneidkopf garantiert immer den richtigen Druck
Nicht wie die Bohle AG in Halle 9, sondern in Halle 15 zeigt der Glas-Anlagenhersteller Grenzebach, was er an Neuheiten zu bieten hat. Vorgestellt wird unter anderem ein brandneuer Schneidkopf, der speziell für Dünngläser entwickelt wurde. Der Clou ist, dass der Druck, den der Schneidkopf auf das Glas ausübt, immer konstant auf dem Wert gehalten wird, der eingestellt wurde. Möglich macht das ein am Schneidkopf angebrachter Dehnungsmessstreifen. In Echtzeit registriert er den exakten Druck mit dem der Schneidkopf arbeitet. Entspricht dieser nicht dem eingestellten Wert, regelt der ebenfalls neu entwickelte CFC (Cutting Force Controller) automatisch nach. Man könne, sagt Werner Rührer, Vertriebsleiter Floatglas, anhand der Daten, die der Dehnungsmessstreifen liefere, auch bei welligem Glas immer einen konstanten Schneiddruck erzeugen. Die Vorteile lägen auf der Hand. Weil stets mit gleichbleibendem Druck gearbeitet werde falle gegenüber herkömmlichen Verfahren "wesentlich weniger Ausschuss an". Verbessert werde die Qualität des Schnitts und damit auch die Qualität des späteren Bruchs. Außerdem kann mit den vom Schneidkopf zur Verfügung gestellten Prozesswerten eine Datenbank erstellt und nach entsprechender Auswertung die Steuerung optimiert werden. Rührer: "Wenn aus den Daten beispielsweise hervorgeht, dass der Druck dauernd nach oben oder aber nach unten nachgeregelt wurde, kann das ein Hinweis darauf sein, dass die Glasdicke nicht richtig eingestellt wurde." Mit dem Schneidkopf können nicht nur neue, sondern auch bestehende Grenzebach-Anlagen ausgerüstet werden. Geeignet ist er für alle Gläser, vor allem aber für Dünngläser mit Dicken von 0,1 bis 1,2 Millimetern.
Fahrerloses Transportsystem bis ins Zwischenlager
Ein weiters Highlight, das Grenzebach auf der Messe vorstellt, wird ein fahrerloses Transportsystem sein. "Wir wollen", sagt Markus Gruber, der im Unternehmen unter anderem für den Bereich "New Business" zuständig ist, "die Distribution der einzelnen Glaspakete automatisieren". Grenzebach verkauft zwar ganze Produktionslinien. Die Automatisierung reicht jedoch nur bis zum Abstapeln der Gläser auf dem Gestell. Den Transport zur Verteilstation beziehungsweise ins Zwischenlager und von dort weiter zum Lkw übernehmen meist Gabelstapler. Die Fahrer arbeiten in drei Schichten täglich rund um die Uhr. Grenzebach hat ein System entwickelt, mit dem es möglich ist, die Gestelle automatisch in die Verteilstationen zu bringen. Die je nach Anforderungen unterschiedlich konstruierten Fahrzeuge arbeiten, wie der Leiter des Bereichs Forschung und Entwicklung Roland Jenning sagt, "mit Konturnavigation". Per Laserscanner lernen sie ihre Umgebung kennen und könnten sich so selbständig orientieren. Es handele sich um ein völlig neues selbstlernendes System, für dessen Einsatz keinerlei Umbauten in den Betrieben nötig seien. Vorgestellt wird es in Form des L1200S, einem futuristisch anmutenden Vehikel, mit dem Lasten bis zu 1200 Kilogramm transportiert werden können. "Wir sind in der Lage", sagt Roland Jenning, "Transportfahrzeuge mit einer Tragkraft von bis zu fünf Tonnen zu bauen". Deren Gestaltung würde sich nach den jeweiligen Anforderungen richten.
Doch der automatische Transport vom Stapler ins Verteilzentrum ist für Grenzebach nur der Anfang. In einem weiteren Schritt soll auch der Weg von der Verteilstation bis zum Lkw automatisiert werden. Gruber: "Wir gehen davon aus, dass uns das schon in absehbarer Zeit gelingt."