Nichts weniger als die perfekte Symbiose aus Glas und Holz wollten Skidmore, Owings & Merrill Architekten (SOM) für ein neues, 24-stöckiges Office Building in Salt Lake City (USA). In der Fassade der Lobby wächst das Holz über eine Höhe von sieben Metern geradezu in die Glas-Elemente hinein. Um diese architektonische Vision Realität werden zu lassen, entwickelte der auf Überformate spezialisierte Hersteller sedak (Gersthofen) ein Laminationsverfahren, bei dem lange EchtholzFurniere im Scheibenaufbau verarbeitet werden. Die Optik ist so original und das Holz vom Glas auf Dauer geschützt.
Edle Holzbauteile, die auf sieben Meter Höhe in Glaselemente übergehen – die Planer vom SOM-Büro in San Francisco hatten eine klare Vision für die Lobby des neuen BüroHochhauses im Zentrum von Salt Lake City. Nur: So etwas wurde noch nie zuvor realisiert. Die erste Idee, diese Optik mit einem fotorealistischen Druck umzusetzen, wurde schnell verworfen – es wirkte den Architekten nicht real genug. Der Lösungsansatz lautete daher: Lamination von Echtholzfurnieren in den Glasaufbau. Das wiederum klang schon fast nach einer „Herkulesaufgabe“– einen natürlichen, organischen Stoff in ein Fassadenglas zu integrieren, ohne dass er im Produktionsprozess (unter anderem im Ofen!) Schaden nimmt und maßhaltig seine Optik behält. Mit viel Erfahrung und Know-how in der Laminationstechnik und enger Abstimmung der Beteiligten fanden die Spezialisten von sedak dennoch den Weg, die Vision zu realisieren.
Salt Lake City, 111 South Main Street:
Neue Landmarke am Großen Salzsee
Salt Lake City, Hauptstadt des US-Bundesstaates Utah, liegt an der Südspitze des Großen Salzsees. Die 180.000-EinwohnerStadt ist Oberzentrum für die Region mit rund 1,1 Millionen Einwohnern. Nach einer Phase der Rezession blüht die Stadt in den vergangenen Jahren wieder auf.
An der Hauptverkehrsachse sollte nun ein neuer Anziehungspunkt entstehen. Das renommierte Architekturbüro SOM Skidmore, Owings & Merrill LLP entwarf einen 24 Stockwerke hohen Turm mit Wohnungen, Büros – und einer repräsentativen Lobby. Großflächig, großzügig und edel gestalteten die Architekten diesen Gebäudeteil, dominiert von Glas und Eukalyptus-Holz.
Lamination: Dauerhaft im Glas
Mit der Fortführung der Holzbauteile in das Glas hinein entwickelt das Gebäude jetzt seine ganz eigene Wirkung. Um solche Scheiben zu produzieren, waren gleich mehrere Herausforderungen zu meistern:
• Der Rohstoff Holz – hier Eukalyptus – ist organisch. Er reagiert auf klimatische Änderungen wie Luftfeuchte und Temperatur, kann schwinden, wellen oder brennen. Der Laminationsprozess (erreicht ca. 100 Grad Celsius) muss daher fein auf den Rohstoff abgestimmt sein.
• Im Autoklaven schmilzt die SG-Folie, wodurch die Holzfurniere in den Interlayern ihre Position verändern können. Das Endergebnis musste allerdings absolut parallel liegende Furniere zeigen.
• Holzfurnier gibt es nur bis drei Meter Länge – es kamen also horizontale Stöße hinzu, da die Scheiben sieben Meter hoch sind
Glas und Holz bestimmen das Bild der gesamten Lobby. „Die Inspiration für die transparente Fassade fand der Kunde bei dem
„Apple Cube“ – ein vollkommen aus Glas gefertigter Kubus“, so Maic Pannwitz, Executive Vice President von sedak in New Jersey. „Daher war beim Projekt „111 South Main Street“ auch eine transparente Tragstruktur gefordert“. Die erforderlichen Glasfins erreichen knapp elf Meter Höhe. Auch dafür ist Produktions-Kompetenz notwendig, die die Projektverantwortlichen ebenfalls bei sedak fanden.
Qualität als wichtigstes Kriterium
Interview mit Maic Pannwitz, Executive Vice President, sedak New Jersey
Wie kam es dazu, dass für das Projekt in Salt Lake City die Lamination von Holz in Glas weiterentwickelt wurde?
Alle Beteiligten hatten Qualität als wichtigstes Kriterium vorgegeben – Auftraggeber, Architekt, Fassadenbauer und natürlich wir selbst. Obwohl mit dem fotorealistischen Druck schon sehr gute Möglichkeiten der Glasgestaltung gegeben sind, reichte den Bauschaffenden diese optische Qualität noch nicht. So bekamen wir ausreichend Zeit, um Testscheiben zu produzieren und damit zum optisch und technisch perfekten Ergebnis zu gelangen. Wir erhielten den Auftrag auch, weil die hohe Komplexität der Herstellung, insbesondere bei dem Großformat von sieben Metern Höhe, die Zahl der potenziellen Partner schon sehr begrenzt.
Ist das Laminieren von Holz in Glas eine neue Technologie?
Zuvor gab es dieses Verfahren nur kleinformatig, im Möbeldesign, beispielsweise für Tischplatten. Bei Fassaden hat es das bislang nicht gegeben – zumindest sind mir keine Projekte bekannt.
… ein typisch amerikanisches Projekt?
Ja. Amerikaner sind schon mutiger und offener Neues auszuprobieren als Europäer, wenn sie sich unmittelbaren Erfolg von einer Maßnahme versprechen. Wie das Projekt suchen sie dann durchaus weltweit nach Partnern, die wiederum den Ehrgeiz haben, das notwendige Knowhow zu entwickeln.
Welche statischen Fragen galt es zu beantworten?
Statisch ausreichend wären Dreifach-Laminate gewesen. Bei den Dachscheiben entschieden wir uns dennoch für einen Vierfach-Aufbau – mit einem redundanten Glas. Dadurch ist die Statik unabhängig vom Holz.
Sieben-Meter-Holzglasscheiben, Elf-Meter-Glasfins: Wie klappt das logistisch?
Die Scheiben wurden in speziellen Holzkisten verschifft. Ideal war, dass das Zwischenlager in Salt Lake City in der Nähe lag. Für den Transport zur Baustelle mussten teilweise Fahrspuren gesperrt werden – allerdings nicht nur für unsere Gläser.
Bautafel
Standort 111 South Main Office Building, Salt Lake City / US
Standard green building (LEED gold)
Architekten SOM Skidmore, Owings & Merrill LPP, San Francisco, USA
Fassadenbauer Steel Encounters Inc, Salt Lake City, US
Fertigstellung 09/2016
sedak-Leistungen
940 qm-Glasfassade (Lobby):
Holzlaminate, 7,0 m Höhe (3 x 12 mm)
57 Fassadenscheiben bis 10,9 m Höhe (2 x 12 mm)
46 Glasfins und -beams bis 10,9 m Höhe