„Bis zu 40 Messungen pro Sekunde leisten die Sensoren und das im laufenden Prozess“, sagt Maier. Früher hätte man den Feuchtegehalt von Zugabestoffen mit Stichproben im Labor messen müssen, um die richtigen Konsistenzen festzustellen und gegebenenfalls korrigierend in die Produktion einzugreifen. „Heute können wir mit unserer Technologie das Feuchtemanagement ‚live’ und in Echtzeit gestalten. Und das mit höchstmöglicher Präzision.“
Sensoren in der Feuchtemessung sind unscheinbar. Wenn sie Sand oder Emulsionen detektieren, Glasscherben abtasten oder im Mähdrescher ihren Dienst verrichten, sind sie mit bloßem Auge kaum zu entdecken. Ein Design-Preis wird mit ihnen kaum zu gewinnen sein. Und doch hat die Feuchtemessung bei Liebherr ihr eigenes, durchaus sympathisches Gesicht: Werner Frey. Seit über 30 Jahren leitet er die Entwicklung und hat mit seinen Erfindungen maßgeblich die industrielle Feuchtemessung geprägt und beeinflusst.
1987 stieß Frey zu Liebherr. „Ich sollte damals ein Elektroniklabor aufbauen und als erstes ein Auswertungsgerät für die Feuchtmessung entwickeln“, erinnert er sich. Das habe auch gut geklappt. Nur die dafür vorgesehenen Sensoren taugten dem Tüftler nicht, die versprochenen Verbesserungen des Zulieferers wurden nicht fertig. „Da habe ich eben selbst nebenher den ersten mikroprozessorgesteuerten Smart-Sensor für Betonmischanlagen entwickelt und gebaut“, sagt Frey und lächelt verschmitzt.
Es habe sich dann sehr schnell gezeigt, dass das, was bei Beton sehr gut funktioniert, auch für andere Anwendungen von Vorteil ist: etwa bei Schüttgütern, im Bergwerkseinsatz, in der Landwirtschaft, bei Lebensmitteln, im Pharmasektor oder in der Petrochemie.
Beliebig reproduzierbare Systeme
Die Messung der Liebherr-Sensorik basiert auf Kurzwellen. „Das kriegen andere nicht hin“, sagt Frey. Andere Verfahren würden mit der viel aufwendigeren und störungsanfälligeren Mikrowellentechnologie arbeiten. Neben der hohen Präzision und Robustheit zeichnet die Messgeräte aus Bad Schussenried ihre Reproduzierbarkeit aus. „Ist das System einmal kalibriert, können wir auf dieser Grundlage jederzeit ohne großen Aufwand weitere Messstellen einrichten oder Geräte erneuern. Die Anlage bleibt so immer verlässlich, unabhängig von ihrer bisherigen Laufzeit und ihrem Alter“, betont Frey.
Das Ganze im Blick
Dass aus seinem One-Man-Entwicklerbetrieb mittlerweile ein kleines, feines Team geworden ist, freut Werner Frey. „In unserer fünfköpfigen Entwicklermannschaft können wir uns die Aufgaben teilen, und doch muss sich jeder auch um alles kümmern: um elektronische und physikalische Fragestellungen, um die Vorentwicklung und Produktion bis hin zur Dokumentation. Das macht viel Spaß im Miteinander, bedeutet aber zugleich auch immer ein hohes Maß an eigener Verantwortung“, so Frey.
Ganz nah an den Produktionsbedürfnissen
So sehr Werner Frey die kreative Atmosphäre seines Entwicklungslabors schätzt, so sehr mag er an seiner Arbeit aber auch die Nähe zu den Kunden. „Wir fahren immer wieder raus zu den Anwendern, suchen den Kontakt zu den Monteuren und Betriebsleitern. Diese unmittelbare Rückkopplung aus der Praxis ist Teil des Erfolgskonzeptes“, erklärt Frey. Zu diesen Kunden zählt auch die Quarzwerke Gruppe. In Frechen bei Köln sind derzeit fünf Liebherr-Sensoren in der Feuchtsandverarbeitung in Betrieb. Auf dem Weg zur Filtech 2018, der internationalen Ausstellung und Konferenz für Filter- und Trenntechnik in Köln, wird Freys Kollege Thomas Maier die Gelegenheit nutzen und beim Kunden vorbeischauen.