07.05.2012
Bei vielen Waren, die heute angeboten werden, drängt sich der Eindruck auf, dass sie bereits mit einer geplanten Obsoleszenz entwickelt wurden. Kaum ist die Gewährleistung überschritten, treten, insbesondere bei technischen Artikeln, häufig erste Mängel auf. Diese sind unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten oft kaum zu beheben und eine Neuanschaffung wird notwendig. Wahrheit oder Mythos? Wir können es schlecht beurteilen. Sicher ist jedoch: Aus Nachhaltigkeits- und Umweltschutzaspekten ist diese Kurzzeit-Produktgestaltung alles andere als sinnvoll. Wie sieht es aber in unserem Geschäft, bei hochwertigen Funktions-Isoliergläsern aus? Wie lange „funktioniert“ eine moderne Verglasungseinheit optisch und hinsichtlich ihrer technischen Performance?
Eine Studie an ausgewählten Isolierglaseinheiten, die von der Interpane Entwicklungs- und Beratungsgesellschaft erstellt wurde, gibt jetzt Aufschluss – und dürfte für positive Überraschung sorgen.
Langzeitstudien an Isoliergläsern sind nicht leicht zu realisieren. Nur schwer lässt sich nach 20 oder mehr Jahren der Aufenthaltsort gelieferter Isolierverglasungen feststellen. Noch schwerer ist es, die Scheiben zu Laboruntersuchungen zurück zu bekommen, denn wer trennt sich schon für einige Tage von seiner (funktionsfähigen) Verglasung. Da kam es zupass, dass Interpane, als leistungsfähiger Produzent moderner Glascoater, eine Vakuum-Beschichtungsanlage zur Herstellung elektrochrom dimmbarer Verglasungen an das Unternehmen EControl-Glas (Plauen) geliefert hat. Nach dem Anlaufen der Produktion wurde vereinbarungsgemäß eine Fassade des Interpane Verwaltungsgebäudes in Lauenförde mit EControl gestaltet. Diese elektrochrome Verglasung funktioniert zur kompletten Zufriedenheit der Anwender und Nutzer.
„Alte“ Isolierglaselemente
Was aber tun mit den ausgebauten Isolierglasscheiben? Es handelt sich um Sonnenschutzisoliergläser Typ ipasol neutral R 51/43 aus dem dritten Quartal 1987, also Gläser, die bereits rund 25 Jahre eingebaut waren (und schon längst nicht mehr Teil der Produktpalette sind). Diese Isolierglaseinheiten wurden, wie damals üblich, mittels Füllstutzen über Bohrungen mit Argon-Gas befüllt und anschließend mit Popnieten verschlossen. Die Abstandhalter waren damals noch nicht gebogen, sondern mit Metalleckwinkel gesteckt. Eingebaut waren die Scheiben in Holzfenster mit dichtstofffreiem Falzraum ohne Belüftung. Die Klotzung erfolgte mit Kunststoffklötzen.
Ziel der Untersuchungen: Beurteilung der Funktionsfähigkeit (Dichtheit) des Randverbundes
An allen 28 ausgebauten Isolierglaseinheiten wurden folgende Faktoren untersucht:
a) Visuelle Beurteilung des Randverbundes
Auffälligkeiten am Primär- und Sekundärdichtstoff, wie z. B. farbliche Veränderungen, Dichtstoffablösungen vom Glas wurden nicht festgestellt.
b) Gasfüllgrad
Folgende Argon-Gasfüllgrade wurden gemessen:
Gasfüllgrad ³ 95 % bis 100 %
Anzahl 5
Verteilung 18 %
Gasfüllgrad ³ 90 % bis < 95 %
Anzahl 19
Verteilung 68%
Gasfüllgrad ³ 85 % bis < 90 %
Anzahl 0
Verteilung 0
Gasfüllgrad ³ 80 % bis < 85 %
Anzahl 3
Verteilung 11%
Gasfüllgrad 0%
Anzahl 1
Verteilung 3 %
Die gemessenen Gasfüllgrade zeigen:
Die Scheiben wurden korrekt gefüllt (Ausnahme eine Scheibe mit null Prozent). Das zweistufige Randverbundsystem Polysulfid und Polyisobutylen (selbst mit gesteckten Ecken) war über einen Zeitraum von 24 Jahren dicht. Eine Erhöhung des Ug-Wertes durch Gasverluste trat nicht auf.
c) Trocknungsmittelfüllmenge und Wasserbeladung des Trockenmittels
Bei den Isolierglasscheiben waren jeweils ein kurzer und ein langer Abstandhalterschenkel mit Trocknungsmittel gefüllt. Über alle Isoliergläser gemittelt lag die Füllmenge bei circa 14 g/m.
Wasserbeladung des Trocknungsmittels:
Wasserbeladung des Trocknungsmittels 13 %*
Anzahl 1
Verteilung 4%
Wasserbeladung des Trocknungsmittels ³ 7,5 % bis < 10 %
Anzahl 4
Verteilung 14%
Wasserbeladung des Trocknungsmittels ³ 5,0 % bis < 7,5 %
Anzahl 21
Verteilung 75%
Wasserbeladung des Trocknungsmittels ³ 3,8 % bis < 5 %
Anzahl 2
Verteilung 7%
* Füllmenge nur 7 g/m
Da die maximale Wasseraufnahmekapazität des Trocknungsmittels bei circa 18 Prozent liegt und eine Vorbeladung zum Zeitpunkt der Isolierglasproduktion von etwa zwei Prozent in der gemessenen Wasserbeladung zu berücksichtigen ist, könnte für diese Isoliergläser eine Lebenserwartung von 50 bis 75 Jahren prognostiziert werden.
d) Dichtstoffüberdeckung
Im Mittel lag die Sekundärdichtstoffüberdeckung über dem Abstandhalterrücken bei circa vier Millimeter.
Zusammenfassung
Die Initiative „kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ des Institutes für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken e. V. an der TU Berlin gibt in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Verkehr-, Bau- und Stadtentwicklung sowie dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung eine Broschüre heraus, deren wesentlicher Inhalt die Beurteilung der Lebensdauer von Bauteilen und Bauteilschichten ist.
Im Rahmen dieser Ausarbeitung wird für Mehrscheibenisolierglas eine mittlere Lebenserwartung von 25 Jahren angegeben. Die nun bei Interpane vorgenommene – zugegebenermaßen nur stichpunktartige – Untersuchung zeigt, dass bei qualitativ hochwertigen Isolierglasmarkenprodukten, die nach Vorgaben der RAL-Güte- und Prüfbestimmungen gefertigt sind, sogar die zwei- bis dreifache Lebensdauer erzielt werden kann – ohne Verlust der funktionellen Eigenschaften der Verglasung.
Ein Qualitätsbeweis für Isolierglasprodukte aus dem Hause Interpane und ein Statement für gewerbliche und private Bauherren, Fenster und Fassadenhersteller, Planer und Bauausführende.
Quelle: Interpane Glas Industrie AG