14.05.2014
Tief Luft holen und dem Glasklumpen Leben einhauchen: Ein atemraubender Selbstversuch von Redakteurin Andrea Kratzer mit "Joker" Rudolf Weninger im Stölzle Glas-Center in Bärnbach.
Weil noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, habe ich mir bereits im Vorfeld eine Strategie zurechtgelegt: Ich sage einfach, ich mache ein abstraktes Kunstwerk, dann kann nichts schiefgehen. Und zugegeben: Um das Lampenfieber zu senken, wurden auch einige Insider aus Bärnbach um Tipps gebeten. Soweit zu den Vorbereitungen, bevor es im Stölzle Glas-Center in Bärnbach auf Einladung von Hans Martin Hittaller ans "Eingemachte", besser gesagt an das Glasblasen geht.
Von den Profis Heinz Strasser und Rudolf Weniger ist bereits alles perfekt vorbereitet. Die Glaspfeifen liegen ordentlich gereiht vor der Ofenöffnung. Drinnen glüht das geschmolzene Rohmaterial bei rund 1400 Grad, ehe die zähflüssige Masse bei 1200 Grad verarbeitet wird.
Klumpen
Weninger gibt mir "Starthilfe" und haucht dem ersten "Klumpen" seinen Atem ein. Danach wird die Glaspfeife in die Vorrichtung gehängt und ich darf den ersten Versuch starten. "Nicht so viel. Und jetzt gleichmäßig drehen", lautet die Anweisung vom "Chef". Leichter gesagt als getan. Entweder bin ich zu schnell, oder ich halte nicht das Gleichgewicht und die Masse neigt sich gefährlich nach unten: Die Erdanziehungskraft lässt grüßen. Weniger greift im Notfall helfend ein, bevor es zu einem Absturz kommt. Und wieder blasen, die Kugel bekommt einen ordentlichen "Bierbauch". Das war vielleicht doch zu viel des Guten. Der skeptische Blick von Rudolf Weniger bestätigt meine Befürchtungen. "Das ist ein Barbapapa", meint er schmunzelnd und gibt mir eine zweite Chance. Abstrakt ist nämlich nicht gefragt, es soll eine Vase werden, die man auch verwenden kann.
Mit tatkräftiger Schützenhilfe vom bekannten Bärnbacher Künstler und seinen perfekten Anweisungen klappt es gleich besser. Auch, wenn es in den Wangen schon langsam zu kribbeln beginnt, wie nach dem Aufblasen mehrerer Luftballons. Drehen und schön aufpassen, dass die "Figur" nicht aus den Fugen gerät. "Und jetzt stellen wir die Pfeife da hinein", meint der "Meister" und zeigt auf eine Form am Boden. Mit gleichmäßiger Puste kommen Rillen in das Gefäß, das jetzt schon sehr wie eine Vase ausschaut. Mit dem Stiel von einem Werkzeug darf ich auch noch den Boden bearbeiten. Eine ordentliche Hitze, die da noch von der Vase abstrahlt. Wenn man nicht aufpasst, könnte man sich glatt die Finger verbrennen. Unter Weningers Fittichen passiert das aber nicht. Nach den letzten Feinarbeiten wird die Vase präsentiert, ehe sie in den "Kühlschrank" kommt. Das dauert dann Stunden und Tage, ehe das Glas spannungsfrei wird.
Sonderausstellung "Schätze aus Glas" im Stölzle Glas-Center: www.glasmuseum.at