Dekarbonisierung und Innovationen: ein Blick in die Zukunft der Glasindustrie

17.10.2024

Glas ist ein origineller, individueller und vielseitiger Werkstoff und lässt sich in vielen Branchen auf unterschiedliche Weise einsetzen. Das möchte der deutsche Bundesverband Glasindustrie e. V. (BV Glas) – neben vielen anderen Aufgaben – zeigen. Als Trägerverband der glasstec spielt er außerdem eine wichtige Rolle für die Weltleitmesse. Wir haben uns deshalb mit Dr. Johann Overath, Hauptgeschäftsführer des BV Glas, über die aktuellen Herausforderungen und zukünftigen Möglichkeiten der Glasindustrie unterhalten.

Dr. Johann Overath, Hauptgeschäftsführer des Bundesverband Glasindustrie e.V. in Deutschland, hat mit uns über die Zukunft der Glasindustrie gesprochen.

Die glasstec 2024 steht vor der Tür. Ein relevantes Thema für die Industrie ist: Dekarbonisierung. Wie ordnen Sie das Thema aktuell in der Glasindustrie ein? Was sollte geschehen, um die gesetzten Ziele zu erreichen?

Dr. Johann Overath: „Die Dekarbonisierung der Glasindustrie steht bei unseren Mitgliedsunternehmen und beim BV Glas ganz oben auf der Agenda. Deutschland will bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden – um das zu erreichen, sind enorme Anstrengungen der gesamten Industrie erforderlich. Der BV Glas hat daher eine CO2-Roadmap entwickelt, die die möglichen Transformationspfade für die Glasindustrie aufzeigt. Etliche Unternehmen haben sich bereits auf den Weg gemacht und zukunftsweisende Projekte zur Dekarbonisierung ihrer Glaswannen angestoßen. Der BV Glas ist zu dem Thema auch im ständigen Austausch mit der Politik. Diese muss die erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen, ohne die eine Dekarbonisierung der Glasindustrie nicht möglich ist.“

Ein weiteres Thema ist: Kreislaufwirtschaft. Der Werkstoff Glas bietet hier einen großen Vorteil in puncto Recyclingfähigkeit. Wo sehen Sie die aktuellen Herausforderungen der Branche?

Dr. Johann Overath: „Richtig, Glas ist zu 100 Prozent recyclingfähig, immer und immer wieder, ohne Qualitätsverlust. Mit einer Sammelquote von aktuell rund 85 Prozent im Behälterglas sind wir schon auf einem sehr guten Weg. Unser Ziel muss aber sein, Verbraucher:innen noch mehr über den Nutzen des Recyclings zu informieren und die Sammelquote weiter zu erhöhen. Denn die im Verpackungsgesetz festgelegte Sammelquote von 90 Prozent, die schon 2022 hätte erreicht werden müssen, wurde verfehlt. Wir müssen das Bewusstsein schaffen, dass jede noch so kleine Glasverpackung recycelt und bei der Produktion von neuen Glasverpackungen eingesetzt werden kann. Das spart Rohstoffe und Energie und reduziert die CO2-Emissionen.“

Über den Bundesverband Glasindustrie e. V.

Der Bundesverband Glasindustrie e.V. (BV Glas) ist der zentrale Ansprechpartner in allen Fragen rund um das Thema Glas in Deutschland. 85 Prozent der Glas herstellenden Unternehmen in Deutschland haben sich dem BV Glas angeschlossen.

Eine seiner wichtigsten Aufgaben ist es, Anwender und Entscheider aus Industrie, Handwerk und Handel, aber auch Meinungsführer aus Wissenschaft, Forschung, Politik, Medien sowie Konsumenten mit wichtigen Informationen über die deutsche Glasindustrie und den Werkstoff Glas zu versorgen.

Darüber hinaus vertritt der BV Glas die Interessen seiner Mitglieder in der Öffentlichkeit. Wenn es z. B. um die Erarbeitung gemeinsamer nationaler oder internationaler Normen für die Glasbranche geht, übernimmt er die Koordination und Abstimmung. Außerdem ist der Spitzenverband für die deutsche Glas produzierende Industrie ein wichtiger nationaler und internationaler Repräsentant in allen wichtigen wirtschaftspolitischen Bereichen.

Welche nachhaltigen Innovationen, Technologien und Trends sehen Sie als besonders vielversprechend für die Zukunft der Glasindustrie – beispielsweise in den nächsten zehn Jahren?

Dr. Johann Overath: „Langfristig sehen wir in der Glasindustrie enormes Potenzial in den Bereichen Energieeffizienz, Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Mit der zunehmenden Urbanisierung und dem Bedarf an nachhaltigen Baumaterialien wird Glas eine immer wichtigere Rolle spielen. Wir setzen auf innovative Technologien und engere Kooperationen innerhalb der Branche, um die Energieeffizienz unserer Produkte kontinuierlich zu verbessern und gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Auch die Entwicklung von intelligenten Gläsern, die den Energieverbrauch von Gebäuden reduzieren können, ist ein spannender Bereich. Durch solche Innovationen können wir nachhaltige Lösungen anbieten, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll sind.“

Welchen Themen und Schwerpunkte wird sich der BV Glas auf der glasstec 2024 widmen?

Dr. Johann Overath: „Wir werden Themen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Energieeffizienz in den Vordergrund stellen. Hier ist viel in Bewegung. Schließlich geht es darum, die Zukunftsfähigkeit der Glasindustrie zu sichern und globale Herausforderungen zu meistern. Wir möchten zeigen, wie die Glasindustrie einen positiven Beitrag zur Umwelt leisten kann und welche innovativen Lösungen bereits heute verfügbar sind. Ohne Glas wird die Energiewende nicht gelingen!“

Und zum Schluss sind wir neugierig: Wenn Sie Glas in 3 Worten beschreiben müssten, welche wären dies? Glas ist für mich…

Dr. Johann Overath: „Nachhaltigkeit, Wertigkeit, Zukunft.“

Vielen Dank Herr Dr. Overath! Bleiben Sie im Austausch und besuchen Sie den BV Glas auf der glasstec – Halle 11, Stand H14.