Die Glasveredlung stellt einen entscheidenden Prozess in der modernen Glasverarbeitung dar. In den letzten Jahrzehnten hat sie sich zu einer präzisen Wissenschaft entwickelt, die es ermöglicht, die Eigenschaften von Glasoberflächen gezielt zu bearbeiten.
Durch Verfahren wie Sandstrahlen, Ätzen oder Bedrucken lassen sich individuelle und ansprechende Oberflächenstrukturen erzeugen.
Durch eine Vielzahl von Verfahren werden bei der Glasveredelung sowohl die ästhetischen als auch die funktionalen Eigenschaften von Glas optimiert.
Gründe für die Glasveredlung
Ästhetik: Durch Verfahren wie Sandstrahlen, Ätzen oder Bedrucken lassen sich individuelle und ansprechende Oberflächenstrukturen erzeugen.
Funktionalität: Veredelte Gläser können schmutzabweisend, kratzfest, selbstreinigend, oder antireflexiv sein.
Sicherheit: Durch spezielle Beschichtungen kann die Bruchfestigkeit von Glas erhöht werden.
Wärme-, Schall- und UV-Schutz: Veredelte Gläser können einen effektiven Schutz vor Wärmeübertragung und Schall oder auch vor UV-Strahlen bieten.
Verfahren
Mechanische Verfahren
Sie sind oft der erste Schritt in der Glasveredelung. Physische Einwirkungen wie Sandstrahlen, Schleifen und Polieren dienen zur Vorbereitung der Oberfläche für weitere Behandlungen und erzeugen grundlegende Oberflächenstrukturen.
Sandstrahlen: Sandstrahlen ist wohl das am häufigsten eingesetzte mechanische Veredelungsverfahren für Glas. Es ist relativ einfach durchzuführen, kostengünstig und erzeugt eine Vielzahl von Oberflächenstrukturen, von matt bis rau. Es wird häufig angewendet für Sichtschutzgläser, Mattgläser, zur Vorbereitung von Oberflächen für weitere Beschichtungen oder zum Entfernen von alten Beschichtungen.
Schleifen und Polieren: Nach dem Sandstrahlen sind Schleifen und Polieren weit verbreitete Methoden. Diese Verfahren erzeugen glatte, glänzende oder satinierte Oberflächen und werden häufig für hochwertige Produkte eingesetzt, wie für die Herstellung von optischen Bauteilen, wie Linsen oder Prismen, sowie für dekorative Elemente.
Gravur: Mit speziellen Werkzeugen werden Muster oder Schriftzüge von Hand oder mit einer Maschine in das Glas eingeritzt. Diese Methode ist sehr präzise, aber auch zeitaufwendig.
Ultraschallbearbeitung: Die Ultraschallbearbeitung ist ein spezielleres Verfahren, das aufgrund der hohen Investitionskosten und des höheren technischen Aufwands weniger häufig eingesetzt wird. Jedoch machen die hohe Präzision und die Möglichkeit, sehr feine Strukturen zu erzeugen, dieses Verfahren für bestimmte Anwendungen unverzichtbar. Hauptsächlich wird es in der Herstellung von mikrooptischen Bauteilen, in der Medizintechnik und in der Elektronik eingesetzt.
Chemische Verfahren
Die Oberfläche des Glases wird mit chemischen Reaktionen verändert. Beim Ätzen wird die Glasoberfläche selektiv abgetragen und es entstehen reliefartige Strukturen. Beim Beschichten wird eine dünne Schicht eines anderen Materials auf die Glasoberfläche aufgetragen.
Nasschemische Ätzung: Bei diesem klassischen Verfahren wird das Glas in eine Ätzlösung getaucht. Durch die Reaktion des Glases mit der Lösung wird Material abgetragen und die Oberfläche strukturiert. Die Ätzrate und das resultierende Oberflächenprofil können durch die Wahl der Ätzlösung, die Konzentration und die Ätzzeit präzise eingestellt werden.
Tiefätzung: Hier wird durch eine maskierte Ätzung eine größere Tiefe der Struktur erreicht. Dabei wird das Glas mit einer lichtempfindlichen Schicht überzogen, die nach Belichtung und Entwicklung als Ätzmaske dient. Die nicht belichteten Bereiche werden durch die Ätzlösung abgetragen, während die belichteten Bereiche geschützt bleiben. Tiefätzung findet beispielsweise bei der Herstellung von Mikrolinsen oder optischen Fasern Anwendung.
Plasmaätzung: Ein moderneres Verfahren, bei dem das Glas in einer Vakuumkammer einem Plasma aus reaktiven Gasen ausgesetzt wird. Durch die energiereichen Ionen im Plasma wird das Glas atomar abgetragen. Die Plasmaätzung ermöglicht eine sehr hohe Präzision und eine anisotrope Ätzung, d.h. die Ätzrate ist in vertikaler Richtung deutlich höher als in horizontaler Richtung. Dies ist besonders wichtig für die Herstellung von mikroelektronischen Bauteilen und MEMS (Micro-Electro-Mechanical Systems).
Beschichtung (chemisch): z.B. durch Bedampfen oder Tauchen.
Physikalische Verfahren
Physikalische Verfahren nutzen physikalische Prozesse wie Wärme, Druck oder Strahlung, um die Eigenschaften des Glases zu verändern.
Tempern: Beim Tempern wird das Glas auf eine bestimmte Temperatur erhitzt und dort gehalten, um innere Spannungen zu beseitigen. Anschließend wird das Glas kontrolliert abgekühlt, um einen erneuten Spannungsaufbau zu vermeiden. Dieser Prozess verbessert die Festigkeit und Haltbarkeit des Glases, indem es Spannungen reduziert, die während der Herstellung oder Bearbeitung entstanden sind
Beschichten (physikalisch): Beschichtungen, haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Dünne Schichten aus verschiedenen Materialien (z.B. Metalle, Oxide) werden auf die Glasoberfläche aufgebracht, um spezifische Eigenschaften zu verleihen. Die Wahl des Beschichtungsmaterials und des Verfahrens hängt von den gewünschten Eigenschaften ab.
Sol-Gel-Verfahren: Hierbei wird eine kolloidale Lösung (Sol) auf das Glas aufgebracht und durch eine kontrollierte Trocknung und Erhitzung ein dreidimensionales Netzwerk (Gel) gebildet. Diese Methode ermöglicht die Herstellung von porösen oder dichten Schichten mit hoher Reinheit.
Sputtern: Bei diesem Verfahren werden Atome oder Moleküle eines Targetmaterials durch Ionenbeschuss abgelöst und auf das Substrat abgeschieden. Sputtern ermöglicht die Herstellung von sehr dünnen und homogenen Schichten.
Chemische Gasphasenabscheidung (CVD): Hierbei reagieren gasförmige Vorläuferstoffe an der heißen Glasoberfläche zu einer festen Schicht. CVD-Verfahren bieten eine hohe Präzision und ermöglichen die Herstellung von komplexen Schichtstrukturen.
Lasern: Mit einem Laserstrahl können feine Strukturen oder Beschriftungen gezielt in das Glas geschmolzen werden.
Anwendungen von veredeltem Glas
Architektur
Energiesparende Gebäudehüllen: Beschichtungen mit niedrigem Emissionsgrad reduzieren Wärmeverluste im Winter und verhindern Überhitzung im Sommer.
Selbstreinigende Fassaden: Hydrophobe und photokatalytische Beschichtungen ermöglichen eine effektive Selbstreinigung.
Sicherheitsglas: Beschichtete Gläser bieten einen höheren Schutz gegen Einbruch und Verletzungen.
Design und Ästhetik: Individuell gestaltete Glasoberflächen tragen zur Gestaltung einzigartiger Gebäude bei.
Elektronik
Smartphones und Tablets: Hier wird veredeltes Glas für die Displays verwendet, um diese kratzfest, fingerabdruckabweisend und blendfrei zu machen.
Fernseher: Spezielle Beschichtungen verbessern den Kontrast und die Farbwiedergabe.