Wir haben Dr. Thomas Jüngling, Geschäftsführer HVG gefragt, was genau die HVG-DGG macht, welche Schwerpunkte in den aktuellen Forschungsprojekten gelegt werden und wieso die glasstec ein so wichtiges Branchenevent ist. „Gemeinsam streben HVG und DGG danach, die Glasindustrie durch Innovation, Forschung und eine nachhaltige Praxis zu stärken, und bieten eine Plattform für den Austausch und die Zusammenarbeit in der Branche“, so Jüngling.
Was sind die aktuellen Forschungsprojekte? Wieso sind diese relevant für die Glasindustrie?
Dr. Thomas Jüngling: „Die aktuellen Forschungsprojekte der HVG sind stark auf die Dekarbonisierung der Glasindustrie fokussiert, wobei besonders der Einsatz erneuerbarer Brennstoffe wie Wasserstoff und synthetische Brennstoffe hervorzuheben ist. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Erhöhung des Recyclinganteils in der Glasherstellung. Durch Projekte wie ‚MaxScherben‘, das sich mit der Erhöhung des Recyclinganteils durch Verbesserung der Charakterisierung von Recyclingglas befasst, oder ‚H2-Glas‘, das die Zumischung von Wasserstoff ins Erdgas untersucht, wird erforscht, wie CO2-Emissionen effektiv reduziert werden können. Ein weiteres Vorhaben, ‚Glas-CO2‘, zielt darauf ab, Kohlendioxid aus dem Schmelzprozess für die Herstellung synthetischer Brennstoffe zu nutzen, was den Kreislauf schließt und die Umweltbelastung minimiert.
Diese Projekte sind für die Steigerung der Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit der Glasproduktion von Bedeutung, und auch im Hinblick auf die globalen Klimaziele relevant. Die HVG kooperiert dabei intensiv mit nationalen und internationalen Partnern und Forschungseinrichtungen im Rahmen von öffentlich geförderten Forschungsvorhaben.“
Was sind Ihrer Meinung nach die zukünftigen Trends und Entwicklungen der Glasbranche?
Dr. Thomas Jüngling: „Die zukünftige Entwicklung der Glasindustrie ist stark von Nachhaltigkeitsbestrebungen und technologischer Innovation geprägt. Ein Haupttrend dabei ist die Dekarbonisierung der Produktionsprozesse. Die Integration von erneuerbaren Energien, insbesondere die Elektrifizierung der Glasschmelzwannen und die Verwendung von Wasserstoff als Brennstoff, spielen eine entscheidende Rolle auf dem Weg zur Klimaneutralität. Gleichzeitig wird das Glasrecycling intensiviert, um die Ressourceneffizienz zu verbessern und Umweltauswirkungen zu minimieren.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung von leichterem und dünnerem Glas, das trotzdem stabil und langlebig bleibt. Diese Verbesserungen führen zu material- und energieeffizienteren Lösungen für zahlreiche Anwendungen.
Die Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) wird immer wichtiger für die Optimierung der Produktionsprozesse. Technologische Fortschritte, insbesondere in der Sensortechnik und der digitalen Prozesssteuerung, ermöglichen eine genauere Kontrolle und Verbesserung der Glasproduktion.
Zusätzlich eröffnen Entwicklungen bei intelligentem Glas und spezialisierten Glasarten neue Anwendungsmöglichkeiten, die von der Bauindustrie bis zur High-Tech-Elektronik reichen. Innovative Glaslösungen, die auf Umweltreize reagieren, revolutionieren das Bauwesen und fördern energieeffizientere Gebäude.“
Wieso ist die glasstec ein „Must-attend“-Event für die (Glas-)Industrie?
Dr. Thomas Jüngling: „Als weltweit führende Messe für Glas bietet die glasstec eine einzigartige Plattform, um die neuesten Innovationen und Technologien zu entdecken, sich mit Branchenführenden zu vernetzen und zukunftsweisende Ideen auszutauschen. Für uns bei der HVG-DGG hat die glasstec eine besondere Bedeutung, da wir seit Jahrzehnten dabei sind. Erst kürzlich haben wir beim ‚Aufräumen‘ Materialien von der Messe aus dem Jahr 1986 gefunden, was zeigt, wie tief unsere Verwurzelung ist.
Wir sind stolz darauf, dass wir nicht nur als HVG-DGG auf der Messe vertreten sind, sondern auch als Teil eines Gemeinschaftsstands zusammen mit renommierten Instituten, Hochschulen und Universitäten, die sich der Forschung und Weiterentwicklung des Glases widmen. Dieser Gemeinschaftsstand unterstreicht die Bedeutung der Zusammenarbeit und des Austauschs innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und bietet einen umfassenden Einblick in die Bandbreite der Glasforschung in Deutschland.
In diesem Jahr sind auf unserem Gemeinschaftsstand neben der HVG-DGG, 10 weitere führende Institutionen und Einrichtungen vertreten. Dies zeigt die Stärke und Vielfalt unserer nationalen Forschungskapazitäten.“