Das Thema „Klimaanpassung“ ist auch für die deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) ein relativ neues Feld, was sich in der aktuellen Dynamik der Gesetzgebung diesbezüglich von EU- bis Bundesländerebene spiegelt. Eva-Maria Stumpp aus der Forschung und Entwicklung der DGNB erläutert: „Wir sehen hier eine interdisziplinäre Querschnittsaufgabe, die Architektur- und Ingenieurswissenschaften, aber auch die Biologie, Soziologie, Medizin und weitere Disziplinen betrifft und starke gesellschaftliche und partizipative Aspekte hat.“ Werden Städte, Quartiere, Gebäude oder auch nur Gebäudeteile geplant, arbeitet die DGNB an der Schnittstelle zwischen verschiedenen Disziplinen und Anforderungen aus der Praxis, in einem aktuell sehr dynamischen gesetzlichen Rahmen. „Besonders bezüglich Hitze und Dürre, Niederschlag und Hochwasser, versuchen wir geprüft wirksame, praktikable und klimaschützende Handlungsansätze zu entwickeln, die künftig zu noch besseren Gebäuden führen.
Die gute Nachricht dabei ist: Zumindest für Deutschland lässt sich sagen, dass sorgfältig und regelkonform geplante Gebäude aufgrund hoher Baukultur und Sicherheitsanforderungen bereits sehr gut für klimatische Herausforderungen, auch zukünftige, aufgestellt sind. Denn der Schutz vor Umwelt- und Witterungseinflüssen ist seit jeher ein Kernaspekt beim Bau von Gebäuden und Siedlungen“, erläutert Stumpp. Einen Beitrag hierzu leistet seit langem auch die Flachglasindustrie, die gutes „Rüstzeug“ für die Steuerung des Energie- und Tageslichteintrages im Portfolio hat.
Führende Hersteller bieten zum Beispiel hochselektive Sonnenschutzgläser, die einen Großteil der aufheizenden Infrarotstrahlen des Sonnenlichts reflektieren und gleichzeitig das Gros des sichtbaren Tageslichts in den Raum transmittieren. So lässt sich die Klimalast über die Fassade reduzieren und die sommerliche Verschattung auf kürzere Tageszeiträume beschränken. Auch „Closed Cavity Fassaden“ mit innenliegender Verschattung oder elektrochrome Verglasungen können den Licht- und Energieeintrag sinnvoll optimieren.
Im Zuge des sich verstärkenden Klimawandels werden jedoch weitere Maßnahmen notwendig, um Städte lebensfähig, funktional und wohlhabend zu erhalten, sonst drohen wetterbedingte Todesfälle, z.B. durch anhaltende Hitzewellen, und wirtschaftliche Verluste durch klimabedingte Extreme. Diese Anpassungen sind oft ein lokalisierter Prozess, der die örtlichen geografischen, klimatischen, soziodemografischen und wirtschaftlichen Faktoren berücksichtigen muss. „Noch nicht ausreichend genutztes Potenzial steckt in passiven und natur-basierten „no-regret“ Lösungen“, so Stumpp. „Es gilt, kurz- und mittelfristige Klimaanpassungsmaßnahmen umzusetzen, ohne langfristige Klimaschutzziele zu kompromittieren.“ Oft ist „infrastrukturelles Grün“ eine Lösung, um die Stadtlandschaft zu „reparieren“ und messbare Verbesserungen fürs Stadtklima zu erzielen, wie zahlreiche Studien belegen. Das haben auch Rating-Agenturen erkannt, die zunehmend die Bereitschaft der Städte zum Wandel belohnen, wenn diese beispielsweise für mehr Biodiversität sorgen und neue Grünflächen schaffen, Diese Maßnahmen wirken sich positiv auf das Klima, Mikroklima und die Lebensqualität aus, wie auch auf Kreditvergaben und die Bereitstellung öffentlicher Mittel.