Green PPA: Mit erneuerbaren Energien Unternehmen dekarbonisieren

Power Purchase Agreements (PPAs) sind langfristige Stromabnahmeverträge, die direkt geschlossen werden zwischen einem Großverbraucher und dem Anlagenbetreiber, der den Strom bereitstellt. Wird der Strom aus erneuerbaren Quellen gewonnen, spricht man von Green PPA. Langfristige Stromlieferverträge entwickeln sich zunehmend zu einer interessanten Option sowohl für Erzeuger erneuerbarer Energien als auch für Unternehmen, die ihre Produktion dekarbonisieren und damit zum Klimaschutz beitragen möchten.

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Der Beitrag basiert auf dem PPA-Dossier des Fachinformationsanbieters ContextCrew Neue Energie: https://www.contextcrew.de/geschaeftsmodell-power-purchase-agreement-ppa-potenzial-zum-megatrend/

Green Power Purchase Agreements (Green PPAs) regeln die Lieferung bzw. Einspeisung einer festgelegten Menge an Ökostrom zu einem festen Preis über einen festgelegten Zeitraum. Die Vertragslaufzeiten eines PPA sind in der Regel mittel- bis langfristig ausgelegt und können zehn bis 25 Jahre betragen. Der Strom wird dabei direkt vom Verbraucher beim Erzeuger gekauft. Damit sorgen erneuerbare PPAs bei Betreibern von Solar-, Wind-, Biomasse und Wasserkraftwerken für stabile und kalkulierbare Einnahmen, insbesondere nach dem Ende der Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).

Durch die langfristige Festlegung erhalten Großverbraucher die Möglichkeit zur Absicherung gegen Strompreisschwankungen und auch zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks in ihrer Unternehmensbilanz.

In den vergangenen Jahren haben die bilateralen Verträge als innovatives Vermarktungsinstrument für erneuerbare Energien (EE) stark an Bedeutung gewonnen. International ist das Geschäftsmodell PPA – vor allem bei Windenergie- und Photovoltaikprojekten – bereits vollständig etabliert. Dies gilt insbesondere für Skandinavien, den USA und Großbritannien. Soft- und Hardwareunternehmen wie Google, Meta und Microsoft haben in Europa bereits Power Purchase Agreements mit Erneuerbaren-Anlagen abgeschlossen. Auch für Deutschland ist eine steigende Nachfrage nach Green PPA festzustellen. 

Die Stromlieferverträge Green PPAs bieten zahlreiche Vorteile für Unternehmen, Projekte im Bereich erneuerbarer Energien und die Umwelt. Als innovatives Geschäftsmodell ermöglichen sie für Großverbraucher langfristigen Strombezug aus regenerativen Energiequellen wie Windparks oder Photovoltaik-Anlagen. Unternehmen können so ihre Geschäftsaktivitäten dekabonisieren und damit klimafreundlicher werden. Aus ökonomischer Sicht bieten PPAs den Abnehmern eine Preisabsicherung gegen künftige Strompreissteigerungen, außerdem helfen Green PPAs, durch den Emissionshandel entstehende Kosten zu reduzieren.

Neben der vertraglichen Absicherung gegen steigende Kosten treffen die Vertragsparteien in der Regel auch Vereinbarungen zur Übertragung von Herkunftsnachweisen für den erzeugten Ökostrom. Der Erwerb von Herkunftsnachweisen stellt als „grünes“ Marketinginstrument eine nicht unwesentliche Motivation der abnehmenden Unternehmen zum Abschluss von Power Purchase Agreements dar.

Für den Erzeuger bieten die grünen Verträge eine Alternative zur traditionellen Einspeisevergütung, insbesondere für Anlagen, die nicht mehr über die Einspeisevergütung des EEG gefördert werden. Das Auslaufen des 20-jährigen EEG-Förderzeitraums macht PPAs für viele „Altanlagen“ lukrativ. Allein im Bereich der Onshore-Windenergie fallen im Zeitraum zwischen 2020 bis 2025 Windenergieanlagen mit einer Leistung von rund 16,3 Gigawatt aus der gesetzlichen Förderung.

Die langfristigen Lieferverträge bieten zudem Planungssicherheit und erleichtern die Finanzierung neuer Projekte. Power Purchase Agreements sind somit ein Finanzierungsmodell für erneuerbare Energien. Sie tragen zur Verbreitung von Grünstrom bei und unterstützen die Energiewende durch den Ausbau von Windenergie und anderen erneuerbaren Energien. Trotz Unsicherheiten wie der schwankenden Marktpreise, die auch zu phasenweise günstigeren Energiekosten führen können, stellen Green PPAs insgesamt eine wirtschaftlich attraktive Option für Unternehmen und Anlagenbetreiber dar – die Umwelt profitiert ohnehin.

Je nach Anwendungsbereich und Vertragsparteien können verschiedene Arten von Power Purchase Agreements (PPAs) zum Einsatz kommen:

• Bei physischen PPAs, auch als physical PPAs bekannt, fließt tatsächlich Strom durch ein vor Ort physisch vorhandenes Leitungssystem vom Erzeuger zum Abnehmer. Diese Art von PPA wird häufig von Unternehmen verwendet, die direkt mit einem Erzeuger von erneuerbaren Energien zusammenarbeiten möchten, um ganz konkret zur Deckung ihres eigenen Strombedarfs beizutragen. Und natürlich ist eine hinreichende räumliche Nähe zwischen Erzeuger und Verbraucher hilfreich, um Übertragungsverluste zu minimieren.

• Finanzielle PPAs, auch als synthetische oder virtuelle PPAs bezeichnet, beziehen sich nicht auf eine physische Lieferung von Strom. Stattdessen umfasst der Stromabnahmevertag finanzielle Vereinbarungen, die Preisschwankungen abdeckt. Der Strom wird also nicht direkt zum Verbraucher übertragen, sondern z.B. ins öffentliche Verbundnetz eingespeist. Dieses Modell eignet sich besonders für Unternehmen, die den Einsatz von erneuerbaren Energien fördern möchten, ohne direkt in die Infrastruktur investieren oder Strom aus einer bestimmten Anlage beziehen zu müssen.

• Bei Corporate-PPAs (CPPAs) ist der Abnehmer ein großes Industrieunternehmen. Diese Art von PPA ermöglicht es Unternehmen, ihren Energiebedarf direkt aus erneuerbaren Quellen zu decken und gleichzeitig ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Corporate-PPAs können sowohl in physischer als auch in synthetischer Form gestaltet sein.

• Utility-PPAs hingegen sind Verträge zwischen einem Energieversorger und einem Erzeuger von erneuerbaren Energien. Der an die Endverbraucher weiterverkaufte Strom stammt damit meist (zumindest anteilig) nicht mehr aus dem Verbundnetz, sondern von einem häufig regional ansässigen Anlagenbetreiber. Diese Art von PPA dient dazu, den Energieversorger mit erneuerbaren Energien zu beliefern, die dann an die Endkunden weiterverkauft werden. Utility-PPAs sind ein besonders häufiges Vertragsmodell und stellen eine wichtige Quelle für die Finanzierung und den Ausbau von Erneuerbare-Energien-Projekten dar.

Abhängig von den Bedürfnissen und Zielen der Vertragsparteien können auch individuelle PPA-Varianten zum Einsatz kommen, die auf spezifische Anforderungen und Marktbedingungen zugeschnitten sind.

Bis ein Stromabnahmevertrag ausgestaltet ist und abgeschlossen werden kann, stehen verschiedene Schritte an: Eine gründliche Marktanalyse über das Angebot bzw. die Nachfrage und die entsprechenden Marktbedingungen und Entwicklungstendenzen ist einer davon. Zentral ist natürlich auch: Zwei passende Vertragspartner müssen einander finden. Dann folgen noch die Prüfung der technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit und schließlich die Verhandlung der Vertragsbedingungen und der Ausarbeitung des endgültigen Vertragsdokuments.

In dem Vertragsdokument eines Green PPA werden dann – natürlich rechtlich bindend – mindestens die folgenden Punkte geregelt:

• Wer sind die Vertragsparteien?
• Um welches Produkt geht es (mindestens Ökostrom, meist spezifischer aus welcher Quelle und ggf. ganz konkret aus welcher Anlage)?
• Wie viel Strom wird in welcher Zeit bereitgestellt?
• Zu welchem Preis wird der Strom eingespeist und zu welchen Zahlungsmodalitäten wird er gezahlt?
• Wie sehen Haftungs- und Gewährleistungsbedingungen aus?
• Wie sind die Kündigungsmodalitäten?

Darüber hinaus können, je nach Situation, einen Reihe weiterer Punkte relevant sein. Häufig geregelt wird beispielsweise, wie die technischen Anforderungen an den Strom und die Übertragungstechnik aussehen, wie mit Risiken und Marktveränderungen umgegangen wird und was bei Störungen oder Ausfällen passiert.

Autor: Stefan Heimann