Robin Burmeister ist 34 Jahre jung, Glasermeister und Inhaber der Glaserei Manske in Bad Bramstedt, nördlich von Hamburg. Er ist anders, als man es im allgemeinhin eher „konservativ“ agierenden Handwerk erwartet: Man ist direkt beim Du, aber respektvoll und freundlich. Das ist täglich gelebte Unternehmensphilosophie: Unabhängig von Status und Erfahrung begegnet man sich in der Glaserei Manske mit Wertschätzung auf Augenhöhe, denn wo es weniger hierarchiebedingte Ängste gibt, fällt es leichter, um Rat zu fragen und selbst Hilfe anzubieten. Auch für Kunden bedeutet das Du, dass man sich persönlich kennt und kümmert. Robin – der Autor möchte Robin Burmeisters Philosophie folgen und deshalb auch beim Du bleiben – hat keine Schwierigkeiten an interessierte Auszubildende zu gelangen. Er hat Probleme, weil er zu vielen guten Bewerbern absagen muss.
Der Altersdurchschnitt im Unternehmen liegt bei Mitte 20, der älteste Monteur ist 39 Jahre alt. Zu Beginn jedes Monats trifft sich das ganze Team, um sich auszutauschen. Robin erklärt: „Junge Leute wollen sich wohlfühlen und einbringen. In der Wirtschaft bewegen sie sich erstmals vollständig außerhalb ihrer Komfortzone und prallen oft auf starre Hierarchien, auf Träger von Fachkenntnissen die ihr Wissen hüten, auf innerbetrieblichen Wettbewerb und anderen Leistungsdruck. Wir lösen das gleich zu Beginn vollständig auf und geben ihnen Sicherheit in diesen unsicheren Gefilden. Jeder wird von Beginn an vollwertiger Teil des Teams und in die Planung eingebunden.“
Handwerksbetriebe sind für junge Leute unsichtbar
Der schwierigste Teil der Suche ist für Betriebe oftmals, in den Erstkontakt zu gelangen. „Man ist als Betrieb für die jungen Leute nahezu unsichtbar“, so Robin. „Darum versuchen wir, Schüler und Schülerinnen über Praktika oder Ferienjobs ins Haus zu holen, noch lange, bevor sie sich später mit Bewerbungen befassen. So erleben sie, wie viel Spaß die Arbeit macht und wer ins Team gepasst hat, kann von uns später leichter angesprochen werden.“ Den Erstkontakt bilden regionale Ausbildungsmessen, um die Jugendlichen zu einem ersten Ferienjob ins Haus zu holen und dort zu begeistern – selbstverständlich bezahlt mit dem Mindestlohn und nicht nach dem Motto „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“. Robin gibt darüber hinaus Workshops an Schulen, ‚kreative Glasbearbeitung live‘. Er zeigt dem Nachwuchs, wie man im Handwerk kreativ ist, dass man Skizzen und digitale Umsetzungen zu nutzen weiß, um kreative Werke zu schaffen. Auf Basis eines so entstandenen „digitalen Zwillings“ entsteht dann das Handwerksstück.