SCHOTT erhält Zuschlag für Fertigung von Spiegelträgern für den Sekundär- (M2) und Tertiärspiegel (M3) des European Extremely Large Telescope. M2 ist der größte Konvexspiegel, der jemals hergestellt wurde. Zweite Schmelzwanne steht vor der Inbetriebnahme, um anhaltend hohe Nachfrage nach ZERODUR® Glaskeramik zu bedienen.
Auf dem chilenischen Berg Cerro Armazones entsteht derzeit das größte optische Teleskop der Welt – das European Extremely Large Telescope, oder kurz E-ELT. Das riesengroße Fernglas setzt auf ein Fünf-Spiegel Design: Einen riesigen Hauptspiegel (M1) und vier kleinere Spiegel (M2 bis M5) als Reflektoren. Mit dabei ist Know-how aus Deutschland: Der Technologiekonzern SCHOTT erhielt heute den Zuschlag für die Lieferung von zwei weiteren Spiegelträgern. Nachdem im vergangenen Jahr bereits Substrat für den segmentierten M4-Spiegel das SCHOTT Werk in Mainz verließ, folgt somit jetzt ein weiterer Auftrag für ZERODUR®Glaskeramik im Rahmen des E-ELT-Projektes.
Das Besondere an ZERODUR® Glaskeramik als Spiegelsubstrat ist der extrem niedrige thermische Ausdehnungskoeffizient. Das bedeutet, selbst bei großen Temperaturschwankungen dehnt sich das Material quasi nicht aus. Auch chemisch ist der Werkstoff sehr beständig und kann sehr gut poliert werden. Auf die extrem glatte Oberfläche wird meist erst kurz vor Inbetriebnahme des Teleskops die eigentliche Spiegelschicht aus Aluminium oder Silber aufgedampft. Resultat sind extrem scharfe Bilder für die Erforschung unerreichter Welten.
Im E-ELT-Projekt der Europäischen Südsternwarte (ESO) kommen diese Eigenschaften besonders gut zur Geltung, denn das Design ist ambitioniert: Der 39,3 Meter große Primärspiegel, auch „Mirror 1“ oder „M1“ genannt, sammelt das Licht aus dem Nachthimmel ein und reflektiert es auf einen kleineren Spiegel, den M2 mit vier Metern Durchmesser. Dieser wiederum spiegelt das Licht auf einen mittig des M1 angebrachten Reflektor (M3). Aufgabe dieses dritten Spiegels ist es, das Licht auf eine darüber platzierte adaptive Optik (M4) zu strahlen, die ihre Oberfläche sekündlich tausendfach verändert und das durch die Atmosphäre verzerrte Sternenlicht wieder gerade zieht.
„Wir freuen uns sehr darüber, ein Teil des wegweisenden E-ELT-Projektes zu sein. Um die anhaltend hohe Nachfrage nach ZERODUR® Glaskeramik in den Bereichen IC / LCD Lithografie, Aviation und Metrology auch weiterhin bedienen zu können, stehen wir am Stammwerk in Mainz kurz vor der Inbetriebnahme einer zweiten Schmelzwanne. Außerdem haben wir die Kapazität unserer CNC-Bearbeitung zum Schleifen des Werkstoffs in der Zwei- und Vier-Meter-Klasse durch hochmoderne CNC-Maschinen erweitert, die wir in Kürze feierlich einweihen“, so Christoph Fark, Executive Vice President des Bereichs Advanced Optics bei SCHOTT. „Die Maschinen helfen uns dabei, unsere Fertigungsfähigkeiten weiter zu optimieren und enge Toleranzen für Anwendungen mit höchsten Ansprüchen, wie beispielsweise die Spiegelträger für das E-ELT, einzuhalten. Insgesamt haben wir in die ZERODUR® Fertigung einen zweistelligen Millionenbetrag investiert, um unsere exzellente Marktposition auch in der Zukunft zu sichern und weiter auszubauen.“
Bewährter Werkstoff – „Made in Germany“
Der Guss und der Schliff der E-ELT-Spiegelträger erfolgen am SCHOTT Stammsitz in Mainz. Die Politur sowie die Beschichtung der Spiegelträger übernimmt die französische Firma Reosc, die auf die Bearbeitung von ZERODUR® spezialisiert ist. Der Spiegelträger des M2 soll bis Ende 2018 produziert und ausgeliefert werden, der des M3 bis Juli 2019.
SCHOTT hat zum E-ELT-Projekt eine Microsite eingerichtet, auf der sich Interessierte rund um das Thema informieren können. Die Website ist unterwww.schott.com/e-elt erreichbar und wird sich im Laufe der nächsten Monate mit Daten und Fakten rund um das künftige Mega-Teleskop füllen und den Beitrag von SCHOTT dazu näher beleuchten.
Wissen aus Forschung und Entwicklung in andere Produkte übersetzt
Bereits seit dem Jahr 1903 liefert SCHOTT Teleskopspiegelträger mit größeren Abmessungen aus, und seit 1970 hat sich das Material SCHOTT ZERODUR® als defacto-Standard etabliert. Entsprechend leisten viele bekannte Teleskope mit ZERODUR® Spiegelträgern teils seit Jahrzehnten zuverlässig ihren Dienst. Hierzu gehört zum Beispiel das Very Large Telescope der ESO in Chile mit vier Spiegelträgern aus einem Guss von je 8,2 Metern Durchmesser.
Die technologische Expertise von ZERODUR® übersetzte SCHOTT bereits in andere Anwendungsgebiete: So basiert die Rezeptur der hochqualitativen Glaskeramik-Kochfläche SCHOTT CERAN® auf dem Werkstoff, der ursprünglich für die Astronomie erforscht und entwickelt wurde. Ähnlich sieht es bei SCHOTT ROBAX® aus – die transparente Glaskeramik für Kamine zeigt sich von großer Hitze unbeeindruckt und überzeugt mit über 75 Millionen verkauften Kaminsichtscheiben seit mehr als 35 Jahren für ein höchstes Maß an Sicherheit vor Kaminen.