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09/10/2014

Forum Glastechnik im VDMA e.V.

VDMA: Deutsche Glasmaschinenhersteller bauen

Das Foto zeigt das Be- und Endladen eines Vertikal-Coaters mit Hilfe der Robotertechnik von Grenzebach.

Frankfurt/Main, 23. Mai 2014 - Die deutschen Glasmaschinenhersteller bauen ihre Position auf den Weltmärkten weiter aus. Unterstützt werden sie dabei vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, in dem weit mehr als 90 Prozent von ihnen organisiert sind. Die Besucher der Weltleitmesse glasstec, die vom 21. – 24. Oktober 2014 in Düsseldorf stattfindet, erwartet ein Feuerwerk von Innovationen.


Mit neuen Produkten, Dienstleistungen und Strategien bauen die deutschen Glasmaschinenhersteller ihre Position auf den Weltmärkten weiter aus. So arbeitet der Glasmaschinenhersteller Grenzebach schon seit geraumer Zeit mit Hochdruck daran, sich vom klassischen Automatisierer zum Lösungsanbieter für komplette Fertigungsanlagen zu entwickeln. Robert Luxenhofer, Vertriebsleiter für den Bereich Display: "Wir wollen in neue Techniken investieren und tiefer in die Fabrikprozesse einsteigen." Erste Schritte auf diesem Weg sind bereits erfolgreich in Angriff genommen worden. So werden schon seit 2009 Anlagen für das Be- und Entschicken von Display-Coatern für TFT-Displays erfolgreich auf dem Markt angeboten. Etwa 50 sind derzeit weltweit im Einsatz. Doch die Zukunft gehört organischen Leuchtdioden, so genannten OLED´s. Displays, die mit dieser Technik hergestellt werden, bieten gegenüber den bisher noch gängigen TFT´s viele Vorteile. Das Bild ist weit schärfer, der Blickwinkel erheblich erweitert und auch der Energieverbrauch wird kräftig reduziert.


Für Grenzebach war das Grund genug, sich auch mit diesem Thema zu befassen. Das Resultat ist eine Anlage für die Be- und Entschickung von Display-Coatern für OLED-Display´s. Die Funktionen sind dabei dieselben wie bei den Anlagen für TFT-Displays. Völlig anders ist jedoch die Technik, die zu ihrer Umsetzung verwendet wird. Denn anders als bei TFT´s, die im Reinraumverfahren produziert werden, läuft der Herstellungsprozess von OLED´s im Ultrahochvakuum und damit im luftleeren Raum. Die Anforderungen, so Luxenhofer, "sind entschieden höher". Das bisher für den Transport der Scheiben unter anderem übliche Greifen oder Saugen ist im Hochvakuum nicht möglich und auch die gängigen Antriebe können nicht verwendet werden. Doch die Techniker von Grenzebach haben praktikable Lösungen gefunden. Als Basis diente ihnen die vorhandene Anlage für das Be- und Entschicken von Display-Coatern für TFT´s. "Wir haben die Anlage entsprechend modifiziert", so Luxenhofer. Viel mehr wollte der Vertriebsleiter jedoch nicht verraten. Nur so viel: Allein die Kosten für die aus Silber bestehenden Schrauben beliefen sich pro Anlage auf etwa 30 000 Euro.


Ganzheitliche Strategie
Einen weiteren Beweis für seine ganzheitliche Strategie liefert Grenzebach im Bereich Architekturglas. Seit September vergangenen Jahres bietet der Hersteller komplette Turnkey-Pakete an, zu denen auch die nötigen Beschichtungsanlagen zählen. Und zwar, so der Leiter für den Bereich Beschichtungstechnologie Dr. Jens Ellrich, "mit allem was dazugehört, inklusive der Prozesstechnologie". Auf der glasstec soll das Thema erstmals einem breiten Fachpublikum präsentiert werden. Außerdem, so Ellrich, sei man in der Lage, den kompletten Service nicht nur für die eigenen, sondern auch für Maschinen und Anlagen praktisch aller anderen Hersteller zu übernehmen. Das gelte insbesondere für solche Anlagen, deren Hersteller vom Markt verschwunden seien. Ellrich: "Wir haben eine Mannschaft, die aus vielen Bereichen der Beschichtungsbranche kommt. Das nötige Know-how ist in jedem Fall vorhanden."


Doch nicht nur Grenzebach, auch der ebenfalls in Deutschland ansässige Glasmaschinenbauer Bystronic glass hat den Besuchern der glasstec Einiges zu bieten. Er wird auf der Messe mit der speed'line die derzeit weltweit schnellste Fertigungslinie zur Herstellung von Dreifach-Isolierglas zeigen. Wie Peter Nischwitz, der im Unternehmen für Kommunikation zuständig ist, sagte, sei es mit ihr möglich, Dreifach-Isolierglas in der gleichen Zeit herzustellen wie Zweifach-Isolierglas auf jeder anderen Linie. Diese Aussage gelte nicht nur für die eigenen, sondern auch die Produkte der Mitbewerber.


Innovative Simulationssoftware
Zwar ist die Dreifach-Isolierglaslinie schon seit einiger Zeit auf dem Markt. Neu ist jedoch die sogenannte TCO-Software, die der Hersteller ebenfalls auf der Messe vorstellt. Mit ihr lässt sich der komplette Produktionsablauf jeder von Bystronic glass gelieferten Isolierglasanlage schnell und einfach simulieren. Die Software ermittelt unter anderem die exakten Taktzeiten, die Menge an Material und die Höhe der Kosten, die für die Produktion jeder einzelnen Isolierglaseinheit anfallen. Auch die Ausgaben für die Logistik einschließlich der Lohnkosten lassen sich bei Bedarf praktisch auf den Euro genau berechnen. Der eigentliche Clou des Tools besteht jedoch darin, dass sich mit ihm jede mögliche Veränderung der Anlagenkonfiguration simulieren lässt. Die verschiedenen Komponenten lassen sich beliebig austauschen. Auch Simulationen für verschiedene Warm-Edge-Abstandhaltermaterialien können durchgeführt werden. Mit den so ermittelten Daten lassen sich nicht nur Produktionsprozesse auf bestehenden Anlagen schnell und unkompliziert optimieren, auch Neuanlagen können punktgenau auf die Bedürfnisse der Abnehmer zugeschnitten werden. Es ist sogar möglich, den Return on Investment und damit die Zeit, in der sich die Kosten für die neue Anlage oder die neu eingebauten Komponenten amortisieren, exakt auszurechnen. Auch zwischen fixen und variablen Kosten kann getrennt werden. Dasselbe gilt für eine Gegenüberstellung verschieden konfigurierter kompletter Produktionslinien.


Voraussetzung für all dies ist jedoch, dass die für die Berechnung nötigen Parameter beziehungsweise Angaben allesamt vorliegen. Und die kann nur der Kunde liefern. Alles in allem so Tobias Neff, der bei Bystronic glass als Produktmanager für den Bereich Solartechnik zuständig ist und die Software geschrieben hat, seien mit Hilfe des Tools, je nach Anlagenkonfiguration beträchtliche Kosteneinsparungen möglich. Doch damit noch nicht genug. Zumindest in Europa ansässige Unternehmen haben noch einen weiteren, ganz entscheidenden Vorteil. Die Software hilft ihnen, Fördergelder von der EU zu bekommen. Die erhalten Betriebe nämlich unter anderem dann, wenn sie eine neue Produktionstechnologie einführen, die weniger schädliches CO 2 verursacht und damit umweltfreundlicher als die alte ist. Der dafür notwendige und von den Behörden geforderte Nachweis lässt sich mit der Software problemlos führen. Bei den Kunden, so Kommunikationschef Nischwitz, ist das Tool, "sehr gut angekommen". Bystronic glass wolle nicht nur reiner Anbieter von Anlagen, sondern generell von Lösungen sein. "Der Kunde soll wissen, dass wir seinen Prozess nicht nur technologisch, sondern auch betriebswirtschaftlich verstehen."


Zwar erhalten alle Unternehmen, die von dem Software-Angebot von Bystronic glass Gebrauch machen, eine PDF-Datei mit den für ihre Anlage ermittelten Daten. Die Software selbst bekommen sie jedoch nicht. Neff: "Die hüten wir, wie unseren Augapfel." Kein Wunder, denn sie beruht auf Erfahrungen, die im Laufe vieler Jahre nicht selten mühsam zusammengetragen wurden.